Auf 19,4 Krankheitstage pro Arbeitnehmer und Jahr kamen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hierzulande 2023. Ein einsamer Rekord. Jahrelang war der Wert kaum über die Zehnermarke gestiegen. Nach der Corona-Pandemie ging es dann steil nach oben – oder vielmehr (gesundheitlich) abwärts, wie die folgende Grafik zeigt. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, wofür hier nicht der geeignete Ort ist.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Die Folgen spüren Unternehmer und Personalverantwortliche quer durch sämtliche Branchen. Logischerweise diejenigen am meisten, die wegen belastender Arbeitsumstände ohnehin Probleme haben, freie Stellen zu besetzen. So ist die Fehlzeitenquote im Gesundheits- und Sozialwesen mit 7,8 Prozent eine der höchsten. Zum Vergleich: In Banken und Versicherungen liegt sie unter 5 Prozent (siehe folgende Grafik). Das verarbeitende Gewerbe weist einen durchschnittlichen Krankenstand von 7,5 Prozent aus. Wenn Sie mit Ihrem Unternehmen über dem Durchschnitt Ihrer Branche rangieren, sollten Sie über gesundheitsförderliche Maßnahmen nachdenken – spätestens. Als verantwortlicher Unternehmer tun Sie selbstredend immer gut daran, Gesundheit und WohlbefindenIhrer Mitarbeiter zu priorisieren.
Quelle: AOK-Fehlzeitenreport 2023
Grundlage für ein gesundes Arbeitsklima – und damit Querschnittsaufgabe jeder Führungskraft – ist eine Firmenkultur, in der jeder Einzelne sich wertgeschätzt fühlt. Wenn Sie eine toxische zwischenmenschliche Atmosphäre dulden oder gar befördern, müssen Sie sich über ausladende Fehlzeiten nicht wundern. Auch dasEngagement für die Firma und in der Folge deren Produktivität werden dadurch beeinträchtigt. Wegen der fundamentalen Bedeutung einer respektvollen Arbeitsumgebung wird diese nicht als Einzelmaßnahme aufgeführt, sondern gewissermaßen als „Präambel“ vorangestellt – „die Würde Ihrer Mitarbeiter ist unantastbar“. Darüber hinaus können Sie folgende Stellschrauben betätigen, um den Krankenstand in Ihrem Unternehmen zu senken:
Dieser Maßnahme sind naturgemäß je nach Tätigkeitsfeld Grenzen gesetzt. Doch wenn es die betrieblichen Abläufe zulassen, sollten Sie Ihren Mitarbeitern flexibleArbeitsmodelle anbieten. Das umfasst auf zeitlicher Ebene Teilzeit und gleitende Arbeitszeiten, auf räumlicher Ebene einen hohen Homeoffice-Anteil. Je mehr Ihr Personal seine Arbeitsumstände selbst mitgestalten kann, desto geringer der Stresspegel und dadurch auch die gesundheitliche Belastung.
Wo eng zusammengearbeitet wird, kommt es unweigerlich zu Konflikten, vor allem wenn Zeitstress herrscht. Manchmal ziehen sie sich über Monate, lähmen dasTeamwork und werden zur psychischen Belastung für die Beteiligten. Irgendwann ziehen diese die Notbremse und nehmen sich lieber eine Auszeit. Das lässt sich in vielen Fällen vermeiden. Intervenieren Sie so früh wie möglich und suchen Sie eine für alle gesichtswahrende Lösung, die die Gemüter beruhigt. Voraussetzung dafür ist, dass Sie Ihr Ohr nah an der Belegschaft haben, um frühzeitig über Zwist informiert zu sein.
Das Ziel jedes Unternehmers ist es, die Zahl der Arbeitsunfälle auf null zu senken.Solange dies nicht erreicht werden kann, sollten Sie systematisch weiter darauf hinarbeiten. Nicht nur, um das Unfall- und Berufskrankheitsrisiko stetig abzusenken. Es führt auch statistisch gesehen zu weniger Fehltagen, wenn dieBeschäftigten sich an ihrem Arbeitsplatz sicher fühlen, weil sie wissen, dass alles für ihre Unversehrtheit getan wird.
Werfen Sie einen analytischen Blick auf die Anlässe der Krankschreibungen. Treten beispielsweise im Sommer häufig grippale Infekte auf, kann die Klimaanlage beteiligt sein und sollte nach Möglichkeit auf eine höhere Temperatur gestellt werden. Denn ein starker Unterschied zwischen drinnen und draußen schwächt unsere Immunabwehr. Zudem trocknen die Schleimhäute in klimatisierter Luftschneller aus, womit sie Viren nicht mehr so gut standhalten können. Ältere Klimaanlagenmodelle verbreiten überdies in vielen Fällen Keime. Die Ansteckungsgefahr können Sie auch mit der regelmäßigen Desinfektion gemeinsam benutzter Gegenstände (Türklinken, Telefone, Drucker etc.) senken. Es kann sich lohnen, auch einmal externen Sachverstand ins Haus zu holen, um potenzielle Krankmacher zu identifizieren.
Wenn Sie einen Raum im Firmengebäude freischaufeln können, warum nicht ein paar Fitnessgeräte hineinstellen, an denen sich Ihre Mitarbeiter in Pausen oder nach Feierabend austoben können? Alternativ kann es auch eine Tischtennisplatte sein, Hauptsache, der Kreislauf wird in Schwung gebracht. Gerade Kollegen mit sitzender Tätigkeit wissen ein solches Angebot zu schätzen. Gut für Fitness und Gesundheit sind auch Benefits wie ein Firmenrad oder ein Abo im Fitnessstudio.Und natürlich der folgende Punkt:
Eine betriebliche Krankenversicherung ist als Sachbezug bis 50 Euro pro Mitarbeiter und Monat steuer- und sozialabgabenfrei. Und sie lohnt sich, vor allem als Budgettarif, der Ihren Mitarbeitern die Wahl lässt, welche Gesundheitsleistungen sie in Anspruch nehmen wollen. Von Naturheilkunde überExtra-Vorsorgeuntersuchungen bis hin zu Brillenzuschüssen ist alles drin. Das steigert die Gesundheit nicht in erster Linie durch die zusätzlichen Behandlungen und Untersuchungen, sondern durch die damit erfahrene Wertschätzung. Die zahlt auf die Identifikation mit dem Arbeitgeber und am Ende auf das Engagement ein.